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    „Wenn ich dich nur noch einmal sehen könnte …“ - Warum Sehnsucht kein Rückschritt ist – sondern Rückverbindung mit dem eigenen Herzgefühl

    • Autorenbild: Suse
      Suse
    • 2. Aug.
    • 4 Min. Lesezeit

    Es war nur ein kurzer Moment. Ein flüchtiger Gedanke. Eine Regung im Herzen – leise, warm, fast zärtlich. „Ich würde ihn gern sehen. Wenn auch nur aus der Ferne.“


    Früher hätte mich dieser Gedanke erschreckt. Ich hätte ihn sofort weggeschoben, analysiert, abgewertet. Ich hätte gesagt: „Das bringt doch nichts. Das ist ein Rückschritt.“

    Aber diesmal war es anders. Ich habe ihn da sein lassen. Ganz still . Ohne ihn festzuhalten. Ohne ihn zu bewerten.

    Und ich habe erkannt: Es ist kein Rückfall. Es ist ein Erinnern. Eine Rückverbindung mit etwas, das ich früher so lange bekämpft habe: meine eigene Fähigkeit zu fühlen.


    Der Widerstand gegen das, was wahr war


    Am Anfang dieses Prozesses war da vor allem eines: Widerstand. Gegen ihn. Gegen diese Verbindung. Gegen das Gefühl, das er in mir ausgelöst hat.

    Ich wollte das nicht fühlen. Ich wollte stark sein. Ich wollte vernünftig sein. Ich habe mich geschämt für meine Gefühle, sie als irrational und gefährlich abgestempelt.


    In Wahrheit hatte ich einfach Angst. Angst vor der Tiefe, die sich da auftat. Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Angst, verletzt zu werden. Und vielleicht auch: Angst, mich selbst wirklich zu spüren.


    Also habe ich dichtgemacht. Abgewertet. Wegrationalisiert. Jeden Impuls unterdrückt, der mich weich hätte machen können.


    Sehnsucht ist nicht der Feind


    Viele Frauen im Dualseelenprozess erleben genau das: Sie spüren diese tiefe Verbindung – und zugleich die Angst, ihr Raum zu geben. Sie denken, dass es ein Rückschritt sei, wenn die Sehnsucht wieder aufkommt. Ein Zeichen von Schwäche. Ein Beweis, dass sie „noch nicht so weit“ sind.


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    Und also tun sie das, was ich so lange getan habe: Sie kämpfen dagegen. Sie verdrängen. Sie funktionieren weiter.

    Aber genau darin liegt das eigentliche Problem. Denn der Kampf gegen die Sehnsucht ist oft nicht nur ein Kampf gegen „ihn“ – sondern ein Kampf gegen das eigene Herz.



    Was wäre, wenn Sehnsucht kein Rückschritt ist?


    Was wäre, wenn sie eine Erinnerung ist? Ein Aufglimmen? Ein stilles Lebenszeichen der Seele, das sagt: „Ich war einmal weit offen. Und es war schön.“


    Was wäre, wenn diese Momente der Sehnsucht nicht dafür da sind, uns zurückzuziehen – sondern um uns zu zeigen, wie sehr wir gewachsen sind?

    Dass wir heute damit anders umgehen können. Weicher. Wahrhaftiger. Ohne Aktionismus. Ohne Drama. Ohne uns selbst kleinzumachen.


    Gestern habe ich ihn gespürt. Nicht, weil ich ihn brauchte. Sondern weil mein Herz sich erinnert hat.


    Ich wollte ihn sehen. Einfach so. Nicht, um etwas zu klären. Nicht, um etwas zu ändern. Nur, um für einen Moment nochmal mit diesem Gefühl in Berührung zu sein, das ich früher so sehr weggedrückt habe.


    Und in diesem Moment habe ich gemerkt: Ich bin nicht rückfällig. Ich bin angekommen. Denn diesmal wollte ich ihn nicht aus einem Mangel heraus sehen – sondern aus der Fülle meiner Erinnerung.

    Ich musste nichts tun. Ich musste nicht schreiben. Nicht reagieren. Ich durfte einfach nur fühlen.

    Und das war heilsamer als jedes Loslassen mit Zwang je hätte sein können.


    Der größte Irrtum: dass wir geheilt sind, wenn wir nichts mehr fühlen


    So viele Frauen glauben, dass sie nur dann „fortgeschritten“ sind, wenn sie nichts mehr spüren. Keine Sehnsucht. Kein Ziehen. Keine Erinnerung.

    Aber genau das ist ein Trugschluss. Denn Lebendigkeit misst sich nicht daran, wie viel du verdrängst – sondern daran, wie ehrlich du mit dem bist, was in dir auftaucht.


    Heilung heißt nicht, dass nichts mehr auftaucht. Heilung heißt, dass du damit friedlich umgehen kannst. Ohne dich zu verurteilen. Ohne dich selbst zu verlassen.


    Die Einladung: hör auf, dich für deine Sehnsucht zu schämen


    Sehnsucht ist kein Fehler. Sehnsucht ist keine Schwäche. Sehnsucht ist kein Rückschritt.

    Sie ist ein Geschenk. Ein Spiegel. Ein Impuls deiner Seele, dich an etwas zu erinnern: Du hast geliebt. Du hast dich geöffnet. Du warst berührbar.Und das ist schön.


    Nicht alles, was du fühlst, will dich irgendwohin zurückführen. Manches will dich nur tiefer zu dir bringen.


    Wenn es wieder auftaucht – nimm es in den Arm


    Wenn also das nächste Mal eine Welle kommt…

    Wenn der Name wieder auftaucht,ein Lied gespielt wird, eine Erinnerung dich überrollt – dann frag dich nicht: „Was stimmt nicht mit mir?“

    Sondern frag: „Was darf ich gerade spüren?“

    „Was will sich in mir zeigen?“

    Und dann atme.

    Lass es fließen. Nicht, um etwas zu verändern.Sondern um ganz bei dir zu bleiben.


    Meine Wahrheit heute


    Ich kämpfe nicht mehr.

    Ich kontrolliere nicht mehr.

    Ich wehre mich nicht mehr.

    Ich erlaube mir, zu fühlen. Ohne Ziel. Ohne Richtung. Ohne Absicht.


    Und darin liegt vielleicht die größte Freiheit: Dass ich das, was ich früher nicht aushalten konnte, heute einfach halten kann.

    Nicht, weil es schwächer geworden ist. Sondern weil ich stärker geworden bin. Weicher. Wahrhaftiger. Freier.


    Für dich, wenn du das gerade liest:


    Wenn du dich wiedererkennst in all dem, wenn du manchmal spürst und dann sofort in Frage stellst – dann sei dir gesagt:

    Du bist nicht falsch. Du bist nicht schwach. Du bist unterwegs.


    Und manchmal führt uns der Weg für einen Moment zurück – nicht, um uns dort festzuhalten. Sondern um zu spüren, wie weit wir schon gekommen sind.


     
     
     

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